Überlaufsysteme und Wasserstandsschwankungen

Überlaufsysteme sollten leise, am besten geräuschlos, wartungsarm und sicher sein. Doch immer wieder hadern Aquarianer mit Ihren Überläufen insbesondere dann, wenn unverständlicher Weise Wasserstandsschwankungen auftreten.

Der Überlauf, das unbekannte Wesen – Stephan Gohmann

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Eigentlich wollen wir uns als Aquarianer ja lieber mit unseren Bewohnern befassen, aber ganz ohne technisches Verständnis geht´s nun mal nicht.

Überlaufsysteme zum Betrieb eines Aquariums mit Unterschrankfilter gehören für manchen einen Aquarianer, so mein Eindruck, zu den großen Mysterien dieser Welt. Wofür braucht man einen Überlauf? Ein Topffilter funktioniert doch auch ohne? Nun, der Topffilter ist geschlossen und kann sich nicht im Unterschrank entleeren solange er intakt ist. Die Pumpe fördert das Wasser nach oben ins Aquarium zurück, während es andererseits durch eine Schlauch- bzw. Rohrverbindung, die im Aquarium unter Wasser endet, wieder in den Filtertopf nachströmt. Durch diese luftblasenfreie und somit vollständig mit Wasser gefüllte Leitung erhält man sogenannte „Verbundene Gefäße“. Zwei unterschiedlich hoch mit Wasser gefüllte Systeme, die miteinander in Kontakt stehen, versuchen gleich hohe Wasserstände zu erreichen, was im Falle des Topffilters daran scheitert, dass die Pumpe ständig wieder Wasser nach oben befördert, das heißt das Ganze kontinuierlich aus dem Gleichgewicht bringt und so alles am Laufen hält.

Etwas anders sieht die Sache aus, wenn die beide Systeme offen sind, ich meine damit das Aquarium und das darunter befindliche Filterbecken. Selbst wenn wir es irgendwie schaffen, dass die Pumpe genau so viel Wasser nach oben befördert wie durch den Schlauch nach unten läuft, würde allerspätestens beim Abstellen besagter Pumpe das Aquarium so lange Wasser verlieren bis der Verbindungsschlauch Luft zieht. Geht der bis zum Boden, ist unser Aquarium danach so gut wie leer, während das Filterbecken überläuft, da dieses üblicherweise deutlich kleiner als das Aquarium ist. Um diese Problematik zu umgehen, bedient man sich eines sogenannten Überlaufkastens. Der ist wasserdicht und reicht bis zur Wasseroberfläche. Bei einem bis zur oberen Kante des Überlaufs gefüllten Aquariums kann deshalb immer nur das Wasser hinein gelangen, das von der Förderpumpe zuvor nach oben ins Aquarium gepumpt wurde. Zuzüglich der Wassermenge, die sich am Überlaufkamm anstaut, der dazu dient, dass keine Aquarienbewohner in den Überlaufkasten gelangen. Je nach Art des Kammes sind das etwa 1-2 cm. Im Falle eines Meterbeckens hätten wir ein Volumen von 100 cm (Aquarienlänge) x 50 cm (angenommene Aquarienbreite) x 2 cm (angestautes Wasser). Das ergibt 10 000 cm3 beziehungsweise zehn Liter Wasser. Diese Menge Wasser muss unser Filtersumpf bei einem Ausfall der Förderpumpe fassen können, damit dort nichts überläuft. Im Überlaufkasten befindet sich wenigstens eine Bohrung mit einer abdichtenden PVC-Durchführung, durch die dann das Wasser ins Filterbecken läuft. Häufig hat man wenigstens noch eine zweite Bohrung für die Rückförderleitung.

Bei einer Durchführung spielt es keine Rolle, ob sich die Seite mit der Dichtung innerhalb oder außerhalb des Wassers befindet. Wichtig ist, dass der Gleitring (Nr.3), die Mutter soll ja auf oder mit ihm gleiten, auch auf der Seite der drehbaren Mutter (Nr.4) sitzt. Der Dichtring (Nr.2) kommt immer auf die gegenüberliegende, fest stehende Seite (Nr.1). Das Glas befindet sich dann zwischen Dichtung und Gleitring.

Anstelle eines Überlaufkastenss könnte man auch ein ausreichend dickes, senkrechtes Rohr verwenden, doch entstehen dabei sehr laute Schlürf- und Gluckergeräusche. Das ist natürlich unerwünscht. Beim Überlaufkasten sieht die Sache etwas besser aus, es plätschert und gluckert aber trotzdem noch ganz ordentlich. Das Wasser fällt ja von oben in den leeren Kasten und läuft dann zusammen mit relativ viel Luft durch die Durchführung in ein Fallrohr bis es zuletzt im Filterbecken landet, was weiteres Geplätscher verursacht.

Rieselfilter als Überlaufkasten

Um die gesamte Geräuschkulisse zu minimieren, kann man den Überlaufkasten mit geeigneten Kunststofffüllkörpern füllen und das zulaufende Wasser mittels darüber liegender Rieselplatten verteilen. Das tröpfelt dann nur noch und ist sehr viel leiser. Im Unterschrankfilter läuft es ebenfalls über einen Rieselfilter und so hat man ein recht ruhiges und störunanfälliges System, zumindest dann, wenn man mit einem Kugelhahn das Wasser im Überlauf geringfügig anstaut. Viele Aquarianer hegen allerdings die Befürchtung, dass Biobälle „Nitratschleudern“ seien und wollen so etwas nicht. Die „Nitratschleuder“ ist streng genommen der Aquarianer selbst, denn im Aquarium entsteht nur aus den stickstoffhaltigen Substanzen Nitrat, die er selbst zuvor hineingegeben hat. Die Nitrifizierer sitzen ohnehin im ganzen Aquarium, sonst bekämen wir früher oder später Ammoniak bzw. Ammonium und Nitrit, was in einem funktionierenden Aquarium auch ohne Rieselfilter nicht der Fall ist. Diese Nitrifikation findet somit immer statt, egal ob mit oder ohne Rieselfilter, es kann dadurch nicht mehr werden. Die Sache mit der „Nitratschleuder“ ist ergo irrelevant, es sei denn das Wasser enthält so viel Detritus, dass die Füllkörper stark verschlammen. Dann müsste man sie mit einem vorgeschalteten mechanischen Filter, der dann aber häufig gereinigt werden muss, sonst wird er selbst zur „Nitratschleuder“, vor Verschmutzung schützen. Übrigens lässt sich die These, Lebendgestein baue Nitrat ab, anscheinend auch nicht halten, wie Versuche ergeben haben. Bei dem von den Wissenschaftlern untersuchten Lebendgestein war kein signifikanter Nitratabbau nachweisbar [4]. Doch zurück zum Überlauf. Ein gewisses Plätschern gehört zu diesem System dazu, völlig geräuschlos ist es nicht. Es ist aber unschlagbar wartungsarm, es sei denn, man muss aus irgendeinem Grund an die Durchführungen unten im Überlauf. Dann kann man erst mal alle Füllkörper ausräumen.

Damit die Füllkörper, mit denen solch ein Rieselüberlauf gefüllt wird, nicht im Ablauf verschwinden, muss dort ein Siebrohr eingesteckt werden.

Man staut, wie bereits erwähnt, mit einem im Unterschrank befindlichen Kugelhahn das Wasser im Überlaufschacht geringfügig an und wenn man das einmal gemacht hat, dann braucht man beim Rieselfiltersystem lange Zeit nichts mehr zu ändern. Die Füllkörper verschmutzen in einem gut gepflegten Aquarium so gut wie nie, auch über Jahre nicht. Grobschmutz, der sich dort ablagern könnte, gibt es ja kaum. Warum Aquarianer mechanische Filter in Riffaquarien einsetzen, ist mir ohnehin absolut schleierhaft. In keinem meiner Korallenaquarien hatte ich je ein Problem mit im Wasser herum treibenden Partikeln. Da es beim Anstauen im Rieselfilterüberlauf auf ein paar Zentimeter mehr oder weniger nicht ankommt, ist die Einstellung kinderleicht. Wasserstandsschwankungen, so sie denn überhaupt auftreten, fallen nicht auf, sie finden irgendwo in den Tiefen des Überlaufs statt und werden vom Aquarianer gar nicht bemerkt. Da man hier, wenn man nicht zu stark anstaut, keine verbundenen Gefäße hat, kann auch kein Saugeffekt wie bei den nun folgenden Überläufen auftreten.

In der Rücklaufleitung oben links im Bild sieht man am PVC-Winkel einen weiteren, recht kleinen Winkel, aus dem während des Betriebs ein schwacher Wasserstrahl läuft. Fällt die Förderpumpe aus, wird hier Luft angesaugt und es entstehen keine verbundenen Gefäße über die Rückförderleitung. Das vermindert die Gefahr eines überlaufenden Filterbeckens bei Strom- oder Pumpenausfall.

Die Durso Standpipe.

  1. Rückförderung   2. Durso Standpipe   3. Zulauf zum Filter   4. Überlaufkamm   5. Senkrechter Schwamm

Ein recht bekanntes und im Gegensatz zum Rieselfilter bei Aquarianern durchaus beliebtes System ist die „Durso Standpipe“ [1]. Das ist nicht anderes als ein senkrechtes Rohr, das im oberen Bereich des Überlaufkastens noch mal einen Bogen nach unten macht. Oberhalb des Wasserspiegels befindet sich eine kleine Ausgleichsbohrung, durch die Luft ins System hinein oder aus ihm heraus kann. Die Größe der Bohrung, die durch das Rohr fließende Wassermenge und das Anstauen des Wassers müssen gut aufeinander abgestimmt sein, damit keine Schlürfgeräusche auftreten und das Wasser optimal abfließt. Ändert sich aufgrund von Verschmutzungen die Leistung der Rückförderpumpe, müssen auch die Größe der Lochbohrung und das Anstauen des Wassers angepasst werden. Das bedeutet in der Praxis, die Pumpe ist frühzeitig und regelmäßig zu reinigen.

Anstelle einer Bohrung, deren Größe man anpassen muss, kann man auch einen Regulierhahn verwenden.

1. Bohrung mit Regulierhahn  2. Senkrechter Schwamm  3. Überlaufkamm

Bei der Durso Standpipe wird das Wasser im Überlauf ebenfalls mit einem Hahn oder Ventil angestaut. Somit ist das Ablaufrohr komplett mit Wasser gefüllt, wir bekommen zum Unterschrankfilter hin „Verbundene Gefäße“. Das Wasser stürzt nicht im freien Fall nach unten sondern es entsteht ein Sog, vergleichbar mit einer Toilettenspülung [3]. Wird Luft mit gerissen, die im Rohr wieder nach oben steigt, so führt das zu Behinderungen des Wasserflusses und damit zu schwankenden Wasserständen im Überlaufkasten. Im Extremfall erhält man unterschiedlich starke Sogwirkungen, man spricht dann vom „Flushing Effect“. Die Gefahr, dass Luft in die Durso Standpipe gelangt ist wegen der Bohrung bei diesem System besonders groß.

Fällt das Wasser in den Überlaufkasten und reißt dabei Luftblasen mit, können diese in die Durso Standpipe geraten und im Falle größerer Mengen den „Flushing Effect“ verursachen. Das Wasser steigt und fällt extrem schnell im Überlauf, das System wird unkontrollierbar. Die Durso Standpipe ist dafür anfälliger als andere Systeme, da sich ihr Zulauf sehr hoch im Überlaufschacht befindet und durch die kleine Bohrung an der Oberseite Luft mitgerissen werden kann, wenn man nicht ausreichend anstaut oder sich der Wasserstand im Überlauf aufgrund äußerer Umstände ändert.

Auch Strömungspumpen im Aquarium haben Einfluss auf den Wasserstand im Überlauf. Bei diesen beiden Bildern wurden nur die Strömungspumpen ein- bzw, ausgeschaltet. Man sieht die daraus resultierenden, unterschiedlichen Wasserstände.

Dieses System nennt sich Hofer Gurgle Buster. Es ist mit der Durso Standpipe vergleichbar.

(Quelle: sdreefs.com)

Der Herbie-Überlauf.

  1. Rückförderleitung zum Aquarium       2. Notüberlauf       3. Ablauf zum Filter       4. Regulierhahn

Ebenfalls sehr aktuell ist ein System, das man Herbie Overflow [2] nennt, benannt nach irgendeinem Aquarianer, der das Ganze irgendwann einmal in einem amerikanischen Forum vorgestellt haben soll. Der Ablauf in den Filtersumpf befindet sich in Bodennähe des Überlaufkastens. Zusätzlich gibt es einen Notüberlauf knapp über dem maximalen Wasserstand im Überlaufsystem. Durch den läuft das Wasser, wenn es über den normalen Bodenablauf nicht mehr in ausreichendem Maße nach unten gelangen kann. Bei dieser Methode wird der Wasserstand durch einen Hahn im Ablauf fast bis zum oberen Rand des Überlaufkastens angestaut, sodass sich das Ablaufrohr wie bei der Durso Standpipe komplett mit Wasser füllt. Im Filterbecken endet dieser Ablauf unter Wasser, damit auch hier nichts plätschert. Somit gibt es keine Fallgeräusche im Überlauf, kein Schlürfen und Gluckern beim Ablaufen und kein Plätschern im Filterbeckenzulauf. Aber wir haben „Verbundene Gefäße“. Das Wasser fällt nicht mehr durch ein Rohr nach unten, es wird gewissermaßen ins Filterbecken gesaugt. Das geht deutlich schneller als im freien Fall und ermöglicht uns deshalb größere Wassermengen im Umlauf zu haben. Manch ein Aquarianer lässt auch ständig eine kleine Wassermenge über den Notüberlauf abfließen, um so einen konstant hohen Wasserstand zu erzielen. Allerdings funktioniert das nur bedingt, auftretenden Wasserstandsschwankungen können dem entgegen wirken. Der Notüberlauf darf übrigens nicht zu hoch sein. Steigt der Wasserstand unerwartet an, sollte niemals das gesamte Aquarium überstaut werden. Dies würde dazu führen, dass plötzlich eine große Menge Wasser im Filterbecken fehlt und die Nachfüllung dieses wieder ausgleicht.

Der Haken bei diesem System,  aufgrund der verbundenen Gefäße können sich die Durchflussraten abhängig vom zulaufenden Wasser, von der Grüße des Überlaufkastens sowie von den Druckunterschieden zwischen Aquarium und Filter relativ schnell ändern. Da haben schon geringe Ursachen große Auswirkungen. Zum einen hat natürlich die Rückförderpumpe Einfluss. Sinkt ihre Leistung, was aufgrund von Reibungsverlusten durch Schmierfilme auf dem Läufer und in der Impelleraufnahme oder durch Kalkablagerungen im Kreiselgehäuse recht schnell passiert, dann sinkt auch der Wasserstand im Überlaufkasten. Ich pflege meine Rückförderpumpen vierzehntägig zu reinigen, um möglichst viel Wasser mit den leistungsstarken Abschäumern, die ich einsetze, in Kontakt zu bringen.

Es dauert nur wenige Tage, dann hat sich auf dem Läufer solch ein Schmierfilm gebildet. Nach einer Reinigung merkt man am Überlauf, dass dieser plötzlich viel mehr Wasser bekommt und über den Notüberlauf abläuft. In solch einem Fall muss man nachregulieren. Auch Kalkablagerungen führen zu ähnlichen Effekten. Regelmäßige Reinigung der Rückförderpumpe, ich mache das alle vierzehn Tage (!) ist deshalb wichtig. Andernfalls sinkt der Wasserstand im Schacht kontinuerlich ab, sofern nicht andere Einflüsse das überlagern.

Je enger der Spalt zwischen dem Magneten und dem ihn umgebenden Motorblock ist, desto stärker machen sich solche schmierigen Beläge, wie im Bild zuvor zu sehen, bemerkbar. Sie bremsen den Läufer unterschiedlich stark ab und es kommt zu Wasserstandsschwankungen, da die Pumpe weniger oder gar unregelmäßig fördert.

Sinkt der Wasserstand in der Pumpenkammer aufgrund einer fehlenden Nachfüllautomatik oder eines leeren Vorratsbehälters, dann kann es passieren, dass die Pumpe einen Luftkegel von der Wasseroberfläche zieht. Das führt zu einem drastischen Absinken des Wasserstandes im Überlaufkasten.

Ein an der Saugseite der Rückförderpumpe angebrachter Winkel, der nach unten zeigt, verhindert so etwas weitestgehend. Hier wird das Wasser auch bei niedrigem Stand immer in Bodennähe angesaugt. Seltsam, dass kaum jemand damit arbeitet.

Bei Filterbecken mit Überlaufkante sollte man die Höhenunterschiede (1) in den Kammern möglichst gering halten. Andernfalls können Luftblasen (3) mitgerissen und von der Pumpe angesaugt (2) werden. Auch das verursacht Wasserstandsschwankungen im Überlauf.

Die Abschäumerpumpen säubere ich übrigens mindesten ebenso oft, spätestens dann, wenn die Luftmenge sinkt. So gelingt es mir in meinen Aquarien die Sauerstoffzehrung in einem Zeitraum von sieben Tagen unter zwei Milligramm pro Liter zu halten. Ohne diese Maßnahmen steigt sie auf über fünf Milligramm pro Liter, was durch eine höhere Wasserbelastung verursacht wird. Doch das sei nur am Rande erwähnt. Ist also diese Rückförderpumpe gereinigt, läuft das Wasser ohne Veränderung der Einstellung über den Notüberlauf, so viel mehr Wasser ist danach wieder im Umlauf. Man muss folglich nachjustieren, aber langsam, in kleinen Schritten, was mit Kugelhähnen schwierig ist.

Die Strömung vorne im Aquarium hat überraschenderweise großen Einfluss auf den Wasserstand im Überlaufkasten.

Aber es gibt noch einen Einfluss, der mir lange Zeit entgangen war, die Strömungspumpen. Früher hieß es, die erforderliche Strömung eines Riffbeckens berechnet sich nach der Formel „Beckenvolumen mal Faktor fünf bis zehn“. Das ist heutzutage lächerlich wenig. Da wird für ein Fünfhundert Liter Aquarium mit wenigstens zwei Pumpen von je 8000 bis 15000 l/h gearbeitet, bisweilen sogar noch mehr. Man kann sie pulsen lassen, zur Überfläche oder eher zur Scheibe ausrichten. Dann haben wir FEED-Tasten die die Pumpen zur Fütterung für einige Zeit abstellen und Lichtsensoren, die nachts die Strömung völlig sinnfrei senken. Manch einer ändert auch seine Strömung im Tagesverlauf von rechts nach links oder umgekehrt. Tja und genau diese ganzen Geschichten haben einen gravierenden Einfluss auf den Zulauf zum Überlaufsystem.

Das Prinzip der Toilettenspülung spielt auch beim Überlaufsystem eine entscheidende Rolle. Geben wir nur wenig Wasser in das WC, läuft das langsam über die Überlaufkante ab. Bei einer Spülung kommt eine große Wassermenge. Das Ablaufrohr füllt sich komplett und es entstehen „Verbundene Gefäße“, das Wasser wird sehr stark abgesaugt.

(Quelle: http://bricolage.bricovideo.com/videos/bricolage_videos/video/outils/image-plomberie/wc-problemes_d_evacuation_toilettes.htm)

Man sieht, der Ablauf zum Filter ist blasenfrei gefüllt, …

… und das Wasser läuft ebenso blasenfrei in den Filter, wo das Zulaufrohr, um keine Plätschergeräusche zu verursachen, unter Wasser endet. Das bedeutet, wir haben hier „Verbundene Gefäße“ und somit einen Saugeffekt, wie bei einer Toilettenspülung.

Insbesondere eine unterschiedlich starke Bewegung der Wasseroberfläche führt zu unterschiedlichen Wassermengen, die sich pulsartig in den Überlauf ergießen und zu Schwankungen des Wasserstandes führen. Solche Veränderungen ergeben sich, wenn beispielsweise nachts die Strömungsstärke geändert wird oder auch durch das kurzzeitige Abschalten von Pumpen mittels „Futtertaste“. Der Einfluss ist umso stärker, je kräftiger die verwendeten Pumpen sind. Um solche Wasserstandsschwankungen auszugleichen, muss man den Pegel im Überlauf senken, sodass das Ansteigen und Abfallen des Wassers unterhalb des Notüberlaufes bleibt. Das ist nur mit einer fein einstellbaren Reguliereinrichtung möglich. Kugelhähne sind schwergängig und nur sehr ruckartig, also eher grob zu verstellen. Mit einem Kugelhahn sind Herbie Überlauf und Durso Standpipe nur mühsam zu betreiben.

Ein Kugelhahn ist recht schwergängig und kaum fein zu justieren. Er ist deshalb für das Herbie System oder die Durso Standpipe weniger geignet. Idealer sind Absperrschieber oder andere leicht drehbare Absperreinrichtungen.

Das Absenken des Wasserstandes im Überlauf zum Ausgleich von Wasserschwankungen führt aber wieder zu Plätschergeräuschen. Die lassen sich recht wirkungsvoll unterbinden, indem man entlang des Einlaufes zum Überlaufkasten ein Stück groben Schwamm senkrecht zur Kastenwand einbringt. Das Wasser schwappt dann auf den Schwamm und wird relativ blasenfrei und somit geräuschlos nach unten geleitet, selbst dann, wenn der Wasserstand diverse Zentimeter niedriger ist. Die Annahme, diese Stückchen Schwamm sei eine Nitratschleuder ist ebenso unsinnig, wie schon eingangs bei den Biobällen erwähnt. Man muss den Schwamm ohnehin regelmäßig auswaschen, sonst verstopfen die Poren, die das Wasser nach unten leiten und er funktioniert nicht mehr richtig.

Ein entlang des Zulaufkammes verlaufender Schwamm nimmt das in den Überlaufkasten schwappende Wasser auf und bündelt es. Das reduziert Plätschergeräusche sehr zuverlässig und minimiert den Regelaufwand bei schwankenden Wasserständen. Ob sich der Wasserstandsregler (Nr.3) wie hier im Überlauf oder wie meist üblich im Unterschrank befindet, ist eine Frage der Vorlieben und der Bequemlichkeit, hat aber keinen Einfluss auf die Wasserstandsschwankungen.

1 = Notüberlauf  2 = Wasserzulauf zum Aquarium  3 = Fein regulierbarer Ablauf (System Easy Drain)  4 = Schwamm  5 = Überlaufkamm

Ganz ohne Nachregeln ist das Herbie System im Unterschied zu den mit Biobällen und Rieselfilterplatten betriebenen Fallrohren nicht zu betreiben, aber der Aufwand ist gering, das Nachregeln einfach, zumindest wenn man sich ein klein wenig damit befasst hat. Zu guter Letzt sei auch noch der Vollständigkeit halber der “Bean Animal Drain“ erwähnt, der eine Kombination aus „Durso Standpipe“ mit dem „Herbie Überlauf“ darstellt.

Fazit:

Egal, welches System man verwendet, bei allen Überläufen mit hoch angestautem Wasser und kommunizierenden Röhren als Ablauf sind Wasserstandsschwankungen nicht völlig zu vermeiden. Senkrechte, grobe Schwämme unterhalb des Kammes verringern Geräusche. Sie sollten etwa 8-10 cm tief in den Schacht ragen. Schneidet man sie etwas größer als die Schachtbreite, lassen sie sich gut einklemmen. Ohne weiteren Halt von unten können sie aber schon mal beim Leerlaufen des Schachtes mit absacken. Den Wasserstand regelt man etwa mittig vom Schwamm ein. Arbeitet man mit stark wechselnden Strömungen im Aquarium, sollte man die verschiedenen Szenarien einmal durchspielen und dabei die Änderungen des Wasserstandes beobachten. So kann man feststellen, ob solche Strömungswechsel zu extremen Schwankungen führen und vorab entsprechende Korrekturen vornehmen. Besagte Korrekturen darf man aber nur durch geringfügige Änderungen am Absperrsystem vornehmen und muss unbedingt ausreichend lange warten, bis sich wieder ein Gleichgewicht eingestellt hat. Das Wassers steigt oder fällt gegen Ende hin zunehmend langsamer, manchmal kaum noch wahrnehmbar. Wer dann bereits nachregelt, findet nie eine konstante Einstellung. Die Rückförderpumpe ist möglichst häufig zu reinigen, der Wasserstand im Pumpenabteil konstant zu halten. Ein Winkel an der Saugseite der Pumpe verhindert, dass diese Luft anzieht. Unter diesen Vorzeichen habe ich keinerlei Probleme, in all meinen Aquarien Plätschergeräusche zu vermeiden und das ist ja letztlich das, worum es geht.

Literatur:

  1. https://www.dursostandpipes.com/frequently-asked-questions/78-flushing-effect-why-does-the-water-level-go-up-and-down
  2. http://gmacreef.com/herbie-overflow-reef-tank-plumbing-method-basics/
  3. https://www.physikfuerkids.de/wiewas/und-alle-anderen-fragen/wie-funktioniert-eine-toilette/
  4. http://www.hyxb.org.cn/aosen/ch/reader/create_pdf.aspx?file_no=20171211&year_id=2017&quarter_id=12&falg=1

11 Gedanken zu „Überlaufsysteme und Wasserstandsschwankungen

  1. Hallo Herr Gohmann,
    vielen Dank für diese grandiose Beschreibung und Erklärung! Gerade die vielen Bilder sind zum verstehen der Thematik total super!
    Ich versuche mich jetzt zum ersten mal an einem Aquarium mit Technikbecken. Ihre Anleitung ist eine der Besten, die ich im Netz gefunden habe. Auch die anderen Themenbereiche sind mega gut verständlich und informativ.
    Ich freue mich auf weitere spannende Themen und werde ab jetzt diese Seite öfter besuchen! 🙂

    Viele Grüße
    Christian W.

    1. Vielen Dank. Im Bereich Aquaristik habe ich gerade zwei Beiträge zu den Themen Wasserwechsel und Korallenfütterung in Arbeit. Das dürfte für alle hilfreich sein, bei denen die Steinkorallen nicht optimal wachsen oder gar ihr Gewebe verlieren.

      1. Guten Morgen, ich bin gespannt 🙂
        Gerade einen Wasserwechsel mit Technikbecken wär für mich sehr interessant.
        Was muß man dabei beachten?
        Wie geht man am sinnvollsten vor?! usw. 🙂
        Ihre Seite ist bei mir auf alle Fälle in der Favoritenleiste gesichert.
        Viele Grüße
        Christian

  2. Hallo Christian,

    vielen Dank für den ausführlich und für wirklich Jeden verständlich geschriebenen Bericht.
    Ich habe damit meine „kleine“ aber durchaus störende Geräuschkulisse beseitigt und meine Frau wieder etwas ruhiger gestimmt.

    Viele Grüße
    Rajko

    1. Wenn es mir mit meinem Beitrag gelungen ist, eine Ehekrise zu entschärfen, dann hat er sich gelohnt. Weiterhin alles Gute und Dank für das Lob.

      Stephan

  3. Hallo, ich betreibe ein Aqua medic Becken mit diesem Drain-System. Allerdings schwankt mein Wasserstand im Ablaufschacht extrem. Es vergeht keinen Tag an dem ich nicht nachjustieren muß. Man liest immer sehr viel von diesem Durso-System. Wäre mir damit geholfen, oder sind die Schwankungen ebenfalls stark ?

    Gruß Lars

    1. Das hat nicht zwingend etwas mit dem Easy Drain zu tun. Das ist ja auch nur eine Regulierhahn, der aber den Vorteil hat, dass man ihn von oben bedienen kann und nicht in den Unterschrank kriechen muss. Außerdem lässt es sich leichter verstellen als ein Kugelhahn. Beim Durso System treten genauso Wasserstandsschwankungen auf. Letztlich muss man die Ursache finden und wenn möglich beseitigen. Damit man die leichter findet, habe ich Einiges in meinem Blogbeitrag zusammengtragen.

  4. Hallo Herr Gohmann,

    wir sind gerade dabei die Planung für einen Durchflussaquarium abzuschließen. Knackpunkt dabei ist der Ablauf, Zulauf ist hier recht simpel. Dabei auch auf ihren tollen Artikel hier gestoßen. Wir sind aber immer noch unsicher für welches System wir uns entscheiden sollten.

    Hier ist halt die Besonderheit, dass es gar keinen Filterbecken gibt. Ist übrigens auch ein Süsswasseraquarium. Eckventil und Ablaufsyphon befinden sich ca. 1m entfernt vom Becken. Zulauf ist ja simpel. Schlauch verlegen, Ventil für die gewünschte Menge aufdrehen, Wasser marsch. Wie soll es aber am geschicktesten wieder rausfließen? Ablaufsyphon befindet sich ca. 40 cm unter dem Beckenboden. Das ist schon mal gut, da keine Pumpe benötigt wird, die Schwerkraft wird es schon erledigen. Die Menge ist auch im Vergleich zum Filterbecken recht gering. Täglich soll 40 bis 80 L (muss in der Praxis ausprobiert werden, was am ehesten geeignet ist) rein, damit also die gleiche Menge abfließen. Für den Abfluss sind wie in Ihrem Artikel beschrieben zwei Kriterien auch für uns wichtig. Es soll geräuscharm sein und möglichst wenig fehleranfällig.

    Dabei müsste es eigentlich drei Optionen für soch einen Abfluss direkt in die Abflussleitung geben. Variante eins – einfaches, langes Rohr mit wie bei Ihnen beschrieben Filterschwämmen drinnen zur Geräuschminderung. Nachteil aber, wäre die Reinigung und dadurch entstehende mögliche Fehleranfälligkeit durch eine Verstopfung. Variante zwei – Durso Ablauf. Geht es aber überhaupt bei einem filterbeckenlosen System direkt in den Ablauf rein? Variante drei – der Ablauf befindet sich nicht im Boden sondern in der Rückwand wird eine leicht abgeschrägte Bohrung gemacht, Röhrchen reingebracht und an den Schlauch angeschlossen. Auch hier stellt sich die Frage geht so ein System in Praxis überhaupt?

    Beste Grüße
    Natalia

    1. Ein Durchflussaquarium ist etwas anderes als eines mit Filter darunter. Beim Durchflussaquarium haben Sie, wie Sie ja selbst schreiben, gerade mal 40 Liter am Tag, der fürs Filterbecken beträgt, je nach Beckengröße, 40 Liter pro Minute. Da sind die Rohrleitungen komplett mit Wasser gefüllt und es entsteht der Syphoneffekt. Bei 40 bis 80 Litern am Tag rinnt das an den Rohrwandungen herunter, es sein denn, das Rohr wäre extrem dünn. Für Ihr Aquarium benötigen Sie einen Überlauf, der waagerecht zur Oberfläche verläuft und aus einem geschlitzten oder gebohrten Rohr besteht, damit keine Fische hinein gelangen.

      LG
      Stephan

      1. Besten Dank für Ihre Rückmeldung 🙂

        Beim Zufluss ist es sogar sogar, dass zwei separate Schläuche benutzt werden. Bei einem tröpfelt das normale Leitungswasser ins Becken. Beim zweiten handelt es sich um Osmosewasser. Durch die Zeitschaltuhr wird die Leitung zwei mal täglich geöffnet. Geplante Dauer und Menge je Zulauf halbe bis eine Stunde mit ca. 20 bis 40 liter. Der Grund dafür ist das sehr harte, alkalische Wasser mit einem GH von über 20 und PH von 8. Das genaue Verhältnis zum Verschneiden muss noch bei diesem Becken und Osmoseanlage in der Praxis feinjustiert werden. Mit der aktuellen kleinen Anlage ist es bei in etwa 7:2 (osmose/leitung).

        Beim Leitungswasser ist die Menge tatsächlich gering und es tröpfelt nur rein. Bei Osmose schon deutlich mehr auf einmal, wenngleich natürlich nicht mit einem Filterbecken zu vergleichen. Bei einem Abfluss durch einen vertikal angebrachten Rohr über die Bodenbohrung (Variante 1) war der Plan deswegen unter dem Rohr einen handelsüblichen Syphon zu installien.

        Bei dem von Ihnen vorgeschlagenen waagerechten Rohr verstehe es noch nicht ganz ob es um die Modifikation von Variante 1, sprich an den vertikalen Rohr wird ein horizontales mit den Schlitzen angebracht (umgehkehrter Buchstabe L), oder Variante 2, sprich an die Bohrung in der Glasrückwand wird zusätzlich ein waagerechtes Rohr mit den Schlitzen befestigt. Was wäre der Vorteil von diesem horizontalen Rohr? Ich habe in meiner, womöglich naiven, Vorstellung gedacht, dass ein vertikales Rohr mit einem Gitter (wegen den Fischen) bzw. ein simples Loch in der Rückwand, ebenfalls mit einem kleinen Gitterschutz versehen, ausreichen würden. Sobald der Wasserpegel steigt, fließt das Wasser automatisch über das vertikale Rohr oder Öffnung an der hinteren Scheibe in den Ablaufschlauch und von dort durch die Schwerkraft bis zum Ablaufsyphon.

        1. Ob das waagerechte, geschlitzte Rohr durch die Glasrückwand nach außen gelangt oder durch den Boden, spielt für die Funktion keine Rolle. Es ist einfach nur ein Überlauf in Höhe des Wasserspiegels und so gebaut, dass keine Tiere hinein gelangen können.

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