Gewebeablösungen, Dinos und Korallenbleiche

Korallen sind Tiere und Tiere müssen fressen. So einfach ist das nun mal. Vielen Meerwasseraquarianern scheint die Bedeutung dieser simplen Tatsache jedoch völlig unklar zu sein. Doch nur mit dieser Erkenntnis lassen sich so rätselhafte Probleme wie Gewebeablösungen, braune Dino-Teppiche und möglicherweise auch die berüchtigte Korallenbleiche in den Griff bekommen.

Wenn Korallen verhungern – Stephan Gohmann

Enthält Werbung aufgrund von Markennennung.

In der Biologie wird zwischen heterotrophen und autotrophen Lebewesen unterschieden. Zu den autotrophen gehören die Pflanzen. Sie sind nämlich in der Lage, mit Hilfe des Sonnenlichts Nahrung aus anorganischen Verbindungen, zu den bekanntesten zählen Kohlendioxid, Nitrat und Phosphat, zu erzeugen. Heterotrophe Wesen wie Mensch und Tier müssen organische Substanzen, also anderes Leben oder dessen Überreste und Erzeugnisse zu sich nehmen, vereinfacht ausgedrückt, sie müssen essen, um zu überleben. Was aber ist eine Koralle? Der Wirt ist ein Tier. Die Zooxanthellen, die dieser Wirt beherbergt, sind jedoch Pflanzen. In den Köpfen vieler Aquarianer hat sich seit Jahr und Tag der Gedanke festgesetzt, eine Koralle lebe hauptsächlich von „Luft und Liebe“ oder besser gesagt von Licht und dem was ihre Untermieter, die Zooxanthellen, mit Hilfe des Lichtes an Nahrung produzieren sowie von im Wasser gelösten anorganischen Verbindungen, die wir heutzutage mittels ICP analysieren, um sie mit Hilfe diverser Additive halbwegs konstant zu halten. Mehrheitlich scheint man tatsächlich dem Glauben verfallen zu sein, eine Koralle ernähre sich von Calcium, Magnesium, Karbonat und einigen Spurenelementen. Dieser Trugschluss ist der Hauptgrund, warum in Riffaquarien Dinge schieflaufen. Immer dann, wenn Aquarianer darüber rätseln, ob den Korallen möglicherweise Iod fehle, der Calciumgehalt passe, die Karbonathärte im richtigen Bereich liege oder ob irgendein anderer anorganischer Parameter wohl so sei, wie er vermeintlich sein solle und daraufhin bei festgestellten Abweichungen konstatieren, dass aus genau diesem Grunde Korallen kümmern oder gar absterben, dann liegt fast immer Nahrungsmangel in Form von Futter, also „heterotropher Nahrung“ vor.

Bild 1: Korallen (gemeint ist der Wirt, nicht seine Untermieter die Zooxanthellen), gehören zu den heterotrophen Lebewesen und die können anorganische Substanzen nicht als Nahrungsquelle nutzen. „Gewebeablösungen, Dinos und Korallenbleiche“ weiterlesen

Probleme in Meerwasseraquarien

Wenn es um das Riffsterben geht, dann tauchen in den Medien regelmäßig zwei Begriffe auf, die Korallenbleiche, verursacht durch zu hohe Temperaturen, und die Versauerung der Meere aufgrund steigender Kohlendioxidgehalte. Beide Phänomene lassen sich auch auf das Aquarium übertragen. Während wir die Temperatur recht gut im Griff haben, zumindest solange die Technik nicht versagt, sind die Kohlendioxidkonzentration oder die Kalksättigung den meisten Aquarianern eher unbekannt.

Korrekturen für Problemaquarien – Stephan Gohmann

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Sobald Korallen kümmern oder ausbleichen werden erst einmal die Wasserwerte gemessen. Anspruchsvolle Aquarianer lassen das heutzutage per ICP machen, um dadurch eine möglichst große Datenmenge zu erhalten. Mit etwas Glück finden sich ein paar Werte, die nicht optimal sind, bei der Vielzahl ist die Wahrscheinlichkeit ja recht hoch, und die werden dann als Ursache ausgemacht. Das ist grundsätzlich nicht neu oder falsch, man hat das auch früher schon so durchgeführt, wenn auch mit weniger Parametern und ohne ICP. Bei der heutigen Flut an Messergebnissen bin ich allerdings bisweilen geneigt von Unbekannten statt von Messwerten zu sprechen, wissen wir doch in vielen Fällen nicht einmal, wo die Grenzwerte eigentlich liegen sollten. So stellt sich mir bei diversen Spurenelementen die Frage, bauen Korallen die in ihr Skelett ein, weil sie die benötigen oder sind die nur deswegen dort zu finden, weil sie sich chemisch ähnlich wie der Kalk verhalten und mit ausfallen?

Nicht immer benötigt man Messwerte. Weit geöffnete, feinfiedrige Tentakeln sind ein Zeichen gesunder Korallen. „Probleme in Meerwasseraquarien“ weiterlesen